Lisztmuseum Raiding

 

Das rarste ist geblieben, vom einst großen Raidinger Meierhof des Fürsten Esterhazy: Das Geburtszimmer des Musikgenies Franz Liszt. Hier wurde am 22. Oktober 1811 der weltberühmte Pianist und Komponist geboren.

Seine ersten zehn Lebensjahre hat Liszt in Raiding verbracht, bevor er nach Wien und Paris aufgebrochen ist. Im heute noch Schindel gedeckten Geburtshaus inmitten des kleinen Gartens ist ein Museum eingerichtet. Besucher bekommen durch einen Rundgang Eindrücke vom Leben und Wirken des Künstlers. Zu sehen sind u.a. Fotos, der Stammbaum, die Frauen an seiner Seite, die Wirkungsstätten von Weimar bis Budapest, Notenmaterial und die Totenmaske nach seinem Ableben in Bayreuth. Raritäten sind die beeindruckende Zumbusch-Büste, der Erard-Flügel, auf dem Liszt selbst gespielt hat, und die alte Raidinger Kirchenorgel, die mit finanzieller Unterstützung Liszts restauriert worden ist.

Das Liszt-Geburtshaus, das kulturelle Aushängeschild des mittleren Burgenlandes, vermittelt rasch einen kompakten Eindruck vom Musikgenie Franz Liszt.

Das Museum in Raiding ist von Palmsonntag (Sonntag vor Ostern) bis Ende Oktober täglich geöffnet, von 9 – 12 und von 13 - 17 Uhr.

Führungen sind möglich, Anmeldungen dafür erwünscht. Lisztmuseum:. Tel.: 02619/7220 oder Gemeindeamt Raiding Tel.: 02619/7472.

Eintritt:   Erwachsene: EUR 2.50,- /  Kinder, Studenten, Militär und Senioren: EUR 1.50,- / Familie: EUR 5.00,-

zum Geburtshaus

Bilanz: 7.000 Museumsbesucher im Jahr 2005

 

Aus Liszts Gästebuch (Archiv)

Wenn einer ein Museum führt, dann kann er was erzählen. So auch Johann Steurer, der gerade sein 25stes "Dienstjahr" als Kustos im Lisztmuseum abgeschlossen hat. Mit rund 6.500 Besuchern verbucht er zwar für 2003 weniger als in den Vorjahren, doch vermutet er bestimmte Ursachen: "Der Sommer 2003 war zu heiß für Radfahrer, und weniger Schulklassen waren zu Besuch."

Treu geblieben sind dem Museum im Mai und Juni die Schulklassen, von denen viele einen fast traditionellen Trip nach Raiding machen. In großer Zahl - wenn auch nicht mehr so wie früher - kommen die ungarischen Lisztfreunde. Und auch Senioren machen oft und gerne Station im Museum, wenn sie einen Burgenland-Tag gebucht haben.

Kulturelles Erlebnis

Viele verewigen sich nach dem Rundgang im Gästebuch. Beim Durchblättern stößt Johann Steurer auf die unterschiedlichsten Kommentare und Herkunftsorte. "Ein Schweizer hat sich ungemein gefreut, auf den Spuren des großartigen Meisters gewesen zu sein. Kanadier schwärmten vom 'kulturellen Erlebnis'. Und ein Salzburger Ehepaar verwendete sogar das Wort 'unvergeßlich'." Tatsächlich überrascht manche Eintragung, wie die von Dorothy und Derek Andrew aus Somerset in England, die sich mit "Here again after 20 years" eintrugen.

Das Museum zählt treue Besucher wie den Münchner Theater- und Musikreise-Veranstalter Beck ebenso wie Radfahrer, die mit dem Rundgang eine Pause machen. Im Gästebuch stehen Besucher aus der Nachbarschaft wie aus aller Herren Länder: aus Hong Kong und Horitschon, aus Kyoto (Japan) und Kaisersdorf, aus Bergen (Norwegen) und Budapest, aus Ohlsdorf und Ödenburg, aus Montreal und Mattersburg, aus Valladolid (Spanien) und Wieselburg, aus Krakau (Polen) und Kroatisch Minihof, aus Reydersfjördur (Island) und Ritzing, aus Dresden und Deutschkreutz, aus Turku (Finnland) und Tatzmannsdorf, aus Ohio (USA) und Oberpullendorf, aus Worthing (England) und Wien.

Von Hong Kong bis Horitschon

Regelmäßig als Gäste scheinen Besucher aus der burgenländischen Partnerstadt und dem Liszt-Sterbeort Bayreuth auf. Dieses Jahr haben zudem die Angestellten des dortigen Franz-Liszt-Museums dem Geburtshaus einen Besuch abgestattet. Musikschüler des Joseph-Haydn-Konservatoriums in Eisenstadt waren beim heimischen Musik-Genie ebenso wie Schüler aus Island, Schottland und Finnland, die als Austausch-Studenten der HAK Oberpullendorf Land und Leute kennen lernen.

Johann Steurer, der wissbegierigen Touristen gerne interessante Zusammenhänge rund um Liszt erklärt, erfährt auch seinerseits von den Besuchern Erstaunliches. So hat sich ihm eine Frau als gebürtige Großwarasdorferin vorgestellt, die "die Privatsekretärin von Churchill war".
Übrigens: Das beste Besucher-Jahr war 1986, im Jahr des 100sten Todestages von Franz Liszt. "Damals sind die Autobusse unangemeldet gekommen, oft gleich 6 auf einmal. In Raiding lag das Flair einer Tourismus-Hochburg," erinnert sich der Museumsführer.

Erneuerung nötig!

Oft sind es anspruchslose Besucher, denen nicht auffällt, dass das Museum schon längst ein neues Konzept und eine moderne Gestaltung verdient. Oft gibt es bewusste Kulturreisende, die es lautstark bedauern, dass in Raiding nicht mehr gezeigt und geboten wird und dass nicht einmal ein überall selbstverständlicher kleiner Museums-Folder aufliegt. Leider hört man auch Kritik an der Renovierung des Ziehbrunnens und den Adaptierungen von Aufschriften im Inneren. Die ins Auge gefasste totale Erneuerung des Museums darf jedenfalls nicht solange dauern, wie der erst beschlossene Bau des benachbarten Liszt-Zentrums. Genie obliege, Liszt verpflichtet! Zur Qualität - und zur Eile.

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